User Experience

was, warum, weshalb?

Den meisten dürfte dieses Szenario vertraut vorkommen: Man sitzt nach der Arbeit in der Bahn und will sich die Zeit am Handy online vertreiben, doch die besuchte Website läuft nicht so richtig. Der scheinbar klickbare Button funktioniert nicht, auch nach erneutem Klicken tut sich nichts! Zur Feierabendentspannung trägt solch ein Websiteerlebnis nicht bei und erst recht nicht zum erneuten Besuch der Website. Doch woher der Frust? Die Website wurde möglicherweise nicht Mobile-optimiert. Ein typisches Beispiel für ein schlechtes User Interface, das verdeutlicht, wie schnell man seine Kunden in der digitalen Welt verlieren kann.

Beispiele aus der Healthcare-Branche gibt es hierzu auch einige: Wenn eine Therapie-Tagebuch-App z.B. so kleine Buttons hat, dass die ältere Frau Müller mit ihrem Finger jeweils zwei Buttons auswählt und die App sich daher nicht bedienen lässt. Oder die Schrift der Diabetes-App so klein gewählt wurde, dass sich Herr Jansen eine Lupe von seinem Enkel bestellen lässt. Gerade bei Therapie-begleitenden Lösungen ist eine gute User Experience natürlich besonders wichtig, da sie die Patientencompliance eindeutig steigern kann.

Digitale Systeme wie eine Website, App, Schulung oder andere interaktive Tools sollten attraktiv und selbsterklärend für die Benutzenden gestaltet sein. Hierzu zählt z.B. auch ein Fahrkartenautomat – in Hamburg kann man da nicht unbedingt von einem gelungenen User Interface sprechen. Um durchzublicken, welche Fahrkarte man für eine bestimmte Strecke braucht, muss man schon Experte sein.

Eine Handvoll Tipps für ein gutes UX-Design:

  1. Konzentration auf die User:
    Wir sollten die Bedürfnisse unserer User kennen und ihre Verhaltensweisen sowie Überzeugungen und Emotionen analysieren. Dementsprechend sollte das Design optimalerweise den Erwartungen der Anwendenden entsprechen. Hierzu helfen Perspektivwechsel und Tests mit verschiedenen Usern im Vorfeld.
  2. Beachten der technischen Rahmenbedingungen:
    Benutzt der User die Anwendung mobil, auf dem Tablet oder an einem Desktop-Gerät? Zahlen, Daten und Fakten über die Technik helfen dabei, die Anwendung optimal auf die User Experience zuzuschneiden. Mobil bedeutet das zum Beispiel, dass Schaltflächen oder Buttons nicht zu nah beieinander liegen dürfen, damit sie problemlos mit dem Finger ausgewählt werden können. Auch Texte dürfen in der mobilen Ansicht nicht zu lang sein, um unnötiges und unübersichtliches Scrollen zu reduzieren.
  3. Informationsarchitektur festlegen:
    Aufbau, Struktur und Navigation sollten gut durchdacht werden, damit sich der User sofort zurecht findet. Deshalb steht vor jedem Design ein Konzept – denn nur mit einem smarten Konzept wird ein Design wirklich funktionieren.
  4. Reduktion auf das Wesentliche:
    Je mehr Elemente auf einem Interface sichtbar sind, desto schwieriger ist es für User, sie zu verarbeiten. Daher sollten Informationen und Auswahlmöglichkeiten reduziert werden und nur Elemente abgebildet werden, die wichtig dafür sind, dass der User sein Ziel schnell und effektiv erreicht.
  5. Gewohnheiten nutzen:
    Konsistenz gehört zu den mächtigsten Gesetzen im User Experience Design. Ihre Nutzer verbringen die meiste Zeit auf anderen Websites – ihre User-Erwartung wird daher größtenteils von anderen geformt. Diese Erwartungen sollten möglichst nicht irritiert werden: Der Mensch ist ein Gewohnheitsliebhaber und gewöhnt daran, dass Anwendungen bestimmte Funktionen und Gestaltungen aufweisen.

User Experience in der Healthcare-Branche

Im medizinischen Bereich gibt es natürlich Faktoren, die wichtiger sind als die User Experience. Gerade bei digitalen Medizinprodukten ist die Einhaltung von Spezifikationen und Normen wichtig, denn Sicherheit hat in medizinischen Anwendungen höchste Priorität. Aber ein ansprechendes User Interface ist nicht nur relevant, um den optischen Ansprüchen der Bediener gerecht zu werden, es hilft auch dabei, die Bedienung leichter zu machen und den User bei der Fehlervermeidung zu unterstützen.

Zusätzlich ist ein gutes User Experience Design ausschlaggebend dafür, dass Arbeitsaufgaben an der Bedienungsoberfläche des Produktes möglichst effizient und fehlerfrei zu erledigen sind. Das Design kann also dazu beitragen, Arbeitsabläufe hinsichtlich Bedien- und Nutzungskomfort, Kosteneffizienz und Sicherheit zu verbessern. Aus diesen Gründen sollte UX-Design auch im Healthcare-Bereich nicht vernachlässigt werden. Gerade bei bestimmten Patientengruppen, wie z.B. älteren Menschen, die weniger vertraut mit digitalen Technologien sind, ist ein intuitives und durchdachtes Design das A und O für eine erfolgreich funktionierende Anwendung.

Und jetzt kommen wir ins Spiel!

Doch wie kann ein gutes UX-Design von Anfang an in das Projekt eingebunden werden? Wir empfehlen, Benutzertests und Auswertungen bereits in die Konzeptphase zu integrieren. Je besser man seine User, deren sowie die eigenen Ziele, Aufgaben, Ressourcen und die Umgebungen kennt, desto leichter fällt es, eine User-zentrierte Anwendung zu entwickeln.

Zu Beginn des Projekts kann in der Analysephase z.B. auch ein gemeinsamer Workshop helfen, um genauere Kenntnisse über den Nutzungskontext zu erarbeiten. Daraus leiten wir die für den erfolgreichen Prozess nötigen Nutzungsanforderungen ab. Anschließend holen wir Patienten-Insights ein oder setzen uns mit dem Außendienst auseinander, um zu erfahren, was diesen in seinem Verkaufsgespräch unterstützen würde. Erst wenn diese Phase erfolgreich abgeschlossen ist, starten wir mit dem Design. Immer wieder, nach sogenannten Sprints, wird das Design mit den Nutzungsanforderungen abgestimmt und dementsprechend hinterfragt. Das funktioniert am besten, in dem wir Usability-Tests mit der Zielgruppe (Außendienst/Patient etc.) durchführen. Erst wenn das Design allen Nutzungsanforderungen entspricht, ist das Produkt final fertig.

Das alles klingt komplizierter und aufwendiger als es ist. In der Regel lassen sich die Analyse und Entwicklungsphase wunderbar in den Projektablauf einer digitalen Anwendung integrieren. Und wenn am Ende des Projekts eine ansprechende und intuitive Anwendung entsteht, freuen sich nicht nur wir und unsere Kunden, sondern vor allem Frau Müller und Herr Jansen oder all die anderen Anwender, die von den Mehrwerten profitieren. Und hoffentlich ganz ohne Kopfzerbrechen und Nervenzusammenbrüche, weil Buttons nun anklickbar sind.