Der Begriff eHealth verbindet den Menschen mit der Digitalisierung des Gesundheitswesens: „Der Mensch im Mittelpunkt – vom passiven Kunden und Patienten zum aktiven Mitgestalter der eigenen Gesundheit: Mit der Digitalisierung verschwinden Grenzen, die lange als unüberwindbar galten“ (Phillips, 2015).
Gerade in diesen Tagen der Corona-Pandemie wird deutlich, dass eHealth-Lösungsansätze das Gesundheitssystem entlasten können. Nordrhein-Westfalen beispielsweise startet aufgrund der zunehmenden Corona-Patienten nun ad hoc mit seinem ursprünglich erst für Sommer 2020 geplanten virtuellen Krankenhaus. Ziel dabei ist es, Telekonsile, Telemonitoring und auch elektronische Visiten zu ermöglichen. Damit erhöht sich die Anzahl der Intensivbetten signifikant und die medizinische Expertise bleibt konstant sichergestellt.
Weitere Mehrwerte von eHealth lassen sich dahingehend generieren, indem Apps oder auch Wearables gesundheitsrelevante Daten ihrer Träger und User kontinuierlich an entsprechende Institutionen übertragen. Gesundheitsinstitutionen können die Daten schnell und einfach auswerten und somit individualisierte Gesundheitsprofile, Prognosen und Diagnosen erstellen, ohne dabei den potenziellen Patienten zu konsultieren. Sogenannte Ferndiagnosen oder auch Telemedizin lassen neue Möglichkeitsräume entstehen.
Um diesen Prozess in der aktuellen Lage schnell zu etablieren, haben die Kassenärztliche Bundesvereinigung und der GKV-Spitzenverband die bisherige 20% Begrenzungsreglung für Videosprechstunden ab sofort aufgehoben. Eine tolle Entwicklung, da Diagnostik und Therapie so zwischen Ärzten, Therapeuten, Apothekern und Patienten besprochen und ausgeführt werden können und dabei jede räumliche und zeitliche Distanz überwinden. Gerade in Zeiten des Social-Distancing kann Telemedizin also zum wertvollen Beitrag der Infektionsbekämpfung zählen.
Kontaktlose Initiativen bieten weitere Vorteile, zum Beispiel der Health-Innovation-Hub. Die Plattform des Bundesgesundheitsministeriums bietet einen Chat-Bot an, der Fragen bezüglich der Corona-Thematik unmittelbar beantwortet und kontinuierlich mit den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen und Informationen gefüttert wird. Darüber hinaus fördern und verbessern moderne Technologien und die fortschreitende Digitalisierung neben der Versorgung, und dem allgemeinen sowie individuellen Gesundheitsverständnis, auch die Arbeitsprozesse für das Personal in Kliniken und Praxen.
Das Bundesgesundheitsministerium beschäftigt sich ständig mit der Weiterentwicklung der Digitalisierung im Gesundheitswesen. Zu nennen ist hier z.B. die E-Health-Initiative des Ministeriums, deren Ziel es ist, den Einsatz- und die Nutzungsmöglichkeiten digitaler Technologien im Gesundheitswesen zu verbessern. Dieser Prozess gewinnt aktuell immer mehr an Bedeutung und Aufmerksamkeit, wobei es nun an der Zeit ist, die Entscheider dahingehend zu sensibilisieren, diese ganzheitlichen Ansätze fest in ihre Gesundheitsstrukturen zu implementieren.
Nun gilt es, den Begriff “eHealth” im Zusammenhang mit dem Gesundheitswesen und der Digitalisierung zu definieren. Die einschlägige Literatur weist unzählige Definitionen zu eHealth auf, die sich in Schwerpunkt und Detailtiefe unterscheiden, jedoch dahingehend übereinstimmen, dass eHealth zur Verbesserung der gesundheitlichen Versorgung beiträgt. So können dem Begriff alle Arten von Informationen und Technologien, die für die Unterstützung und Verbesserung von Gesundheitsaspekten eingesetzt werden, zugeordnet werden. Neben den beschriebenen Aspekten kann eHealth auch erhebliche ökonomische Vorteile mit sich bringen: Die Unternehmensberatung McKinsey & Company (2018, S.3) untersuchte in einer Studie die Chance der Digitalisierung im deutschen Gesundheitswesen. Die Ergebnisse zeigen: Hätte das deutsche Gesundheitswesen im Jahre 2018 bereits digital gearbeitet, wären Einsparungen in Höhe von 34 Milliarden Euro möglich gewesen. Im Rahmen dessen hat McKinsey sechs konkrete Lösungsansätze erarbeitet, wovon viele sich auf eHealth-Möglichkeiten beziehen, wie medizinische Chatbots, elektronische Terminvereinbarung, Fernüberwachung von chronisch kranken Patienten oder Tele-Beratung. eHealth betrifft jeden – und bezieht ganz neue Player mit in das Gesundheitswesen ein.
Der ePatient
Der ePatient (auch Online Health Seeker) ist letztlich ein Sammelbegriff und umfasst sowohl den akut als auch chronisch kranken Patienten, dessen Angehörige und Pflegende. Darüber hinaus schließt er auch Konsumenten und Interessierte von Gesundheitsinformationen mit ein, die das Internet zur Informationsbeschaffung und zur fachlichen Kommunikation nutzen.
Der ePatient gliedert sich in den Sektor des sogenannten Health 2.0 ein. Dieser Begriff stammt aus den USA und beschreibt patientenzentrierte, internetbasierte Anwendungen im Gesundheitssystem. Die Verbindung des Gesundheitssystems mit Social Media und internetbasierten Plattformen und Anwendungen, die im Wesentlichen im Sinne der Partizipation und Kollaboration agieren, verdeutlichen die Möglichkeiten und Innovationen des Begriffs (Schachinger, 2014, S. 31).
Auswirkungen von eHealth auf den Gesundheitsmarkt.
Ein Markt im Wandel
Mit der Digitalisierung verschwinden Grenzen, die lange als unüberwindbar galten. Das Gesundheitssystem wird zunehmend vernetzter und entwickelt sich immer mehr zu einem vielschichtigen, komplexen System. Bislang war die Kommunikation eher einseitig. Der übliche Kommunikationsweg führte von der Forschung und den Unternehmen, über Ärzte und Apotheker, hin zum Patienten. Der Patient verharrte in einer eher passiven Rolle und kommunizierte bis dato nicht aktiv in Richtung Leistungserbringer und Industrie. eHealth-Produkte, wie Apps und Wearables können dazu beitragen, das eigene Gesundheitsbewusstsein deutlich zu verbessern, da die Messung von Körperfunktionen und deren Optimierung immer einfacher wird und dadurch die Compliance deutlich steigert.
Jedoch gibt es auch medizinische Anwender, die der neuen Technologie kritisch gegenüberstehen. Mangelndes Wissen über die jeweilige Technologie befeuert die Ablehnung in der Nutzung, welches häufig mit Bedenken des Datenmissbrauchs einhergeht, da alle Partizipierenden der eHealth-Technologie mitunter sensible Daten transparent machen (Cybersecurity). Um eine breite Akzeptanz der eHealth Nutzung zu gewährleisten, muss daher gewährleistet sein, dass Daten geschützt sind und der gesamte technologische Prozess streng überwacht wird – einhergehend mit einer groß angelegten Erklärungskampagne für die Nutzer.
Generell lässt sich sagen, dass dank der Digitalisierung eHealth immer mehr Einzug in das Gesundheitswesen hält. Insbesondere durch die die Einschränkungen, die wir gerade durch die Corona-Pandemie spüren, rücken digitale Technologien immer mehr in den Vordergrund der Gesellschaft. Mit dem übergeordneten Ziel, die Gesundheitsversorgung zu verbessern, bisherige Prozesse zu vereinfachen oder sogar derart zu optimieren, dass Kosten eingespart werden können, ist die Entwicklung positiv zu bewerten. Der Bereich rund um eHealth bietet dem Gesundheitswesen und dessen Stakeholdern großes Potenzial und ist erst am Anfang seiner Möglichkeiten. Es bleibt interessant zu beobachten, welche Innovationen und Veränderungen diese Technologien bringen werden.
Quellen:
Ärzteblatt [Zugriff 2020-03-25]
Bundesministerium für Gesundheit [Zugriff: 2020-03-27]
Deutscher Bundestag [Zugriff: 2020-03-23]
health innovation hub des Bundesministeriums für Gesundheit [Zugriff: 2020-03-27]
McKinsey & Company [Zugriff: 2019-10-16]
Philips [Zugriff: 2019-10-16]
Schachinger, A. (2014). Der digitale Patient. Analyse eines neuen Phänomens der partizipativen Vernetzung und Kollaboration von Patienten im Internet. Berlin: Nomos Verlagsgesellschaft.